Primary Energy Recycling Corporation mit dem Hauptsitz in Oak Brook, Illinois, besitzt und betreibt vier Projekte mit EnergierĂŒckgewinnung www.primaryenergy.com.

Cokenergy in East Chicago betreibt 16 WĂ€rmerĂŒckgewinnungs-Dampfgeneratoren (HRSG = Heat Recovery Steam Generators) fĂŒr Abgase der Koksbatterien. Die kombinierte Kokserzeugungs- und Energieanlage beinhaltet ein integriertes, einzigartiges CHP-Projekt (Dampf- und Energiekopplung) zur Nutzung von AbwĂ€rme aus den nicht-rekuperierbaren Abgasen der Koksbatterien. Die EnergiekapazitĂ€t ist aus­reichend, um bis zu einen Viertel des gesamten elektrischen Bedarfs von ArcelorMittal, respektive ĂŒber die HĂ€lfte des Prozessdampfbedarfs zu decken, welcher bis kurz nach der Inbetriebnahme dieser Anlage durch eine lokale Kohleverbrennungs­anlage produziert wurde. Im Jahre 2007 emittierte die Anlage 515’000 Tonnen weniger Kohlendioxid als vergleich­bare Anlagen mit getrenn­ten WĂ€rme- und Strom­erzeugern.

Abb. 1: Sicht auf Koksbatterien. Aufnahme der Primary Energy

Der Projekthintergrund

Die HRSGs bei Cokenergy bestehen aus einer Anordnung von Abschnitten mit WĂ€rme­austauschrohren, wie in Abb. 2 dargestellt. Diese beinhalten neben den Glattrohren im vorderen Verdampfer und Überhitzer Rippenrohre im hinteren Verdampfer und dem Economizer. Aufgrund des hohen Anteils an Ablagerungen mit Abgas des Koksofens wurden die 12 RussblĂ€ser pro HRSG bereits kurz nach deren Inbetriebsetzung gegen die jetzige on-line Technologie ersetzt.

Cokenergy’s ĂŒber 15-jĂ€hrige Erfahrung hat gezeigt, dass RussblĂ€ser fĂŒr eine wirkungsvolle Reinigung der WĂ€rmetauscher nicht geeignet sind. Es wĂ€ren mehrere Optimierungspotenziale zu beachten:

  • Wirksamkeit der Reinigungsleistung der HRSG FlĂ€chen (insbesondere der Rippenrohre)
  • Vermeidung des Einsatzes vom Hochdruckdampf zur Reinigung zu Ungunsten der Energieerzeugung
  • Vermeidung des Eintrags von Feuchte, welche die lokale Korrosion der Rohre begĂŒnstigt
  • Erneuerung des ursprĂŒnglichen Reinigungssystems von 1998
  • Reduktion der hohen Unterhaltskosten des RussblĂ€ser-Systems
Abb. 2: Graphik des HRSG: siehe Aufteilung der Abschnitte, welche aus Glatt- und Rippenrohren gebildet sind. Explosion Power GmbH

Untersuchung des Betreibers

Aufgrund der MĂ€ngel des ursprĂŒnglich installierten Systems evaluierte Cokenergy alle verfĂŒgbaren Kesselreinigungssysteme, welche sich auch fĂŒr die Reinigung von Rippenrohren eignen wĂŒrden und die vorher beschriebenen Eigenschaften hĂ€tten. Eine eingehende Untersuchung aller Kriterien fĂŒr einen Probebetrieb ergab die Wahl zu Gunsten der Shock-Pulse-Generatoren (SPGs) der Explosion Power GmbH. Die Hauptvorteile sind wie folgt:

  • Die Shock Pulse-ReinigungsfĂ€higkeit erstreckt sich auch auf Bereiche, welche fĂŒr RussblĂ€ser nicht erreichbar sind.
  • Es wird kein Dampf benötigt, sodass der gesamte Dampf zur Dampfturbine geleitet werden kann.
  • Das Verfahren verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit in den sauren Abgasstrom im HRSG.
  • Der SPG ist eine kompakte Online-Einheit, die ausserhalb der heissen Bereiche des HRSG mittels einer Flanschverbindung fest verbaut ist und von einer Steuereinheit oder einem PLS fernbedient wird.
  • Die Konstruktion der SPGs mit minimalen beweglichen Teilen fĂŒhrt zu einer reduzierten Wartung und Reparatur.
  • Die SPGs haben einen langen positiven Nachweis fĂŒr Anwendungen unter schwierigen industriellen Bedingungen.

Die vorgesehene Anwendung zur Reinigung der WĂ€rmeaustauschrohre im HRSG, die mit einem 950°C heissen und kontaminierten Abgas aus dem Koksofen durchflossen werden, ist bislang nicht erprobt worden. Daher entschied sich Cokenergy, einen Probebetrieb durchzufĂŒhren und die Eignung grĂŒndlich zu analysieren, bevor eine Entscheidung fĂŒr den Einsatz in allen 16 Einheiten getroffen werden konnte.

ZunĂ€chst sollte ein 6-monatiger Probebetrieb die ReinigungsfĂ€higkeit nachweisen. Zur Auswertung des Probelaufs wurde die Einheit D3 gewĂ€hlt. Zwei SPGs vom Typ EG 10L wurden fĂŒr den HRSG vorgesehen. Die Einbaustellen wurden wie folgt gewĂ€hlt:

  • Ein SPG wurde in die Membran-Kesselwand vor dem Glattrohr-Überhitzer (hinter dem Verdampfer) eingebaut.
  • Ein weiterer SPG wurde im Rauchgaskanal vor dem vertikalen Rippenrohr-Economiser montiert.

Der Probebetrieb begann im November 2016.

Abb. 3: Position des SPG’s innerhalb des HRSG der Einheit D3
Abb. 4: Position des SPGs aussen am HRSG von D3 Aufnahme der Primary Energy

Auswertung des Probebetriebes

Der Probebetrieb wurde zwischen November 2016 und April 2017 durchgefĂŒhrt, d.h. wĂ€hrend 136 Tagen, und mit einer frĂŒheren Betriebszeit Ă€hnlicher Dauer mit den ursprĂŒnglich installierten RussblĂ€sern verglichen. Die Ergebnisse sind in den folgenden Bildern dargestellt:

Zu beachten ist die Position der Kamera aus der Perspektive vor dem Verdampfer, wo sogar die vertikalen Rohre des Verdampfers durch die rĂ€umliche Ausbreitung der Puls-Schallwelle besser gereinigt wurden als mit dem RussblĂ€sern, wobei der SPG hinter dem Verdampfer angeordnet ist, um in erster Linie die Rohre des Überhitzers zu reinigen.

Abb. 5: Vergleich der ZustĂ€nde der Glattrohre des Verdampfers (ursprĂŒnglich vs. nach dem Probebetrieb) – sogar der Verdampfer vor dem SPG konnte durch die Puls-Schallwelle des einzigen im Horizontalteil eigebauten SPGs gereinigt werden. Graphik der Explosion Power GmbH

Die Lage des SPGs vor dem Überhitzer wurde gewĂ€hlt, um einen freien Durchgang zu erhalten und den WĂ€rmeĂŒbergang zu optimieren.

Abb. 6: Vergleich der ZustĂ€nde der Glattrohre des Überhitzers (ursprĂŒnglich vs. nach dem Probebetrieb); Graphik der Explosion Power GmbH

Der SPG hat sich als sehr effizient bei Einhaltung des freien Durchgangs zwischen dem Überhitzer und dem ersten Abschnitt des Rippenrohr-Verdampfers gezeigt. RussblĂ€ser konnten in diesem Abschnitt rĂ€umlich nicht eingebaut werden und somit konnten die BelĂ€ge nicht entfernt werden. Ein grundsĂ€tzliches Hauptproblem der RussblĂ€ser war, dass der Dampfstrahl in die ZwischenrĂ€ume der Rippenrohre nicht durchdringen konnte, und somit wurde der freie Durchgang fĂŒr das Rauchgas beeintrĂ€chtigt. Alle diese Probleme wurden schlagartig durch den Einbau des SPGs vor dem vertikalen Economizer zur Zufriedenheit behoben.

Abb. 7: Vergleich der ZustĂ€nde der Rippenrohre des vertikalen Economizers (ursprĂŒnglich vs. nach dem Probebetrieb); Graphik der Explosion Power GmbH

Die Effizienz des SPG wird am besten in einer Grafik des Druckabfalls ĂŒber dem HRSG dargestellt: UrsprĂŒnglich war nach ca. 150 Tagen Betrieb mit der RussblĂ€ser-Reinigung ein deutlicher Druckanstieg zu verzeichnen, wĂ€hrend in der Ă€hnlichen Periode die DruckverhĂ€ltnisse bei der SPG-Reinigung unverĂ€ndert geblieben sind.

Abb. 8: Druckabfall im Horizontalteil des HRSG (ursprĂŒnglich vs. Probebetrieb); Graphik der Explosion Power GmbH

Die Entscheidung

Nach erfolgreichem Abschluss des 6-monatigen Probebetriebs mit einem einzigen HRSG wurde das Projekt durch die GeschĂ€ftsleitung genehmigt. Ende 2018 wurden 12 der 16 HRSGs dauerhaft mit je 2 SPGs pro HRSG ausgestattet. Im Jahr 2019 werden die restlichen 4 HRSGs mit SPGs nachgerĂŒstet. Schliesslich werden insgesamt 192 RussblĂ€ser durch 32 SPGs fĂŒr die gesamte Anlage ersetzt. Die Kosten-Nutzen-Bewertung erwies sich auch bei konservativen Annahmen als sehr gĂŒnstig.

Abb. 9: Gesamtansicht der Koksbatterien mit Sicht auf eine Installation des SPGs, des Steuerschranks und der Gaslagerung; Aufnahme der Primary Energy

Wesentliche Daten der Renergia:

Kommerzieller Betrieb: ab Oktober 1998
Kunde: ArcelorMittal
Standort: East Chicago, Indiana
Anzahl der Koksbatterien: 4 (A,B,C,D); enthalten vier HRSGs pro Batterie (Heat Recovery Steam Generator). Insgesamt 268 Kokskammern – 67 Kokskammern pro Batterie.
Rauchgas zu HRSG: ca. 950°C
Dampfproduktion pro HRSG: 30 t/h bei 385°C